Sicher könnte man Deine Frage sehr umfangreich beantworten...Attribute darstellen, die einen "philosophischen User" charakterisieren.
Ich möchte mal versuchen, das kurz und bündig darzustellen.
M.E.zeichnet sich "das Denken eines philosophischen Users" dadurch aus, dass es - das Denken -nie aufhört - und zwar in der Art und Weise dass alle Auffassungen...auch die Eigenen...permanent hinterfragt werden, nicht um sie gleich wieder zu verwerfen, sondern um Erkenntniszuwachs zu erlangen, was natürlich auch die Option einschließt, eigene Positionen zu relativieren oder sie sogar aufzugeben.
Wer nicht so herangeht, der "schmort im eigenen Saft" und tritt geistig auf der Stelle.
Philosophisches Denken kennt keine "absoluten Wahrheiten", deshalb gibt es seit Menschheitsgedenken auch zwischen Philosophie und Religion ein unüberbrückbares Mißverhältnis, mal vom Mittelalter abgesehen, wo es der Religion gelang, die Philosophie als ihre "Magd" zu vereinnahmen.
Ein Beispiel wäre meine eigene weltanschauliche Entwicklung.
Als Kind in einem religiösen Elternhaus liebevoll erzogen und aktiv in der Kirchgemeinde gewirkt, habe ich mich mit den Glaubensinhalten nicht religiös auseiandergesetzt...also im Sinne eines tiefen oder auch blinden Gottvertrauens...sondern in philosophischer Art und Weise.
Ich habe die "Frechheit" besessen, dass was ich jeden Sonntag vom Pfarrer im Gottesdienst gehört und das was ich in der Bibel gelesen habe zu hinterfragen, infolge dessen sich Widersprüche auftürmten, mit denen ich nicht leben wollte und konnte.Der Verweis auf die Unergründlichkeit Gottes war für mich inakzeptabel.
Die Lösung der Widersprüche in meiner Glaubenskrise erfolgte dann durch ein intensives Befassen mit den Inhalten der Philosophie, insbesondere die Bekanntschaft mit dem dialektischen Materialismus, was folgerichtig dazu führte, dass ich nach einem längeren geistigen Auseinandersetzungsprozeß( vom 16.- zum 25.Lebensjahr) vom religiösen Glauben abfiel.
Interessant ist, dass ich die philosphische Methode des Hinterfragens sozusagen intuitiv angewendet habe, denn als ich damit begonnen habe, hatte ich von Philosophie noch keine Ahnung und es hat mich darin auch niemand unterwiesen, im Gegenteil, ich wurde ja religiös erzogen.
Philosophisches Denken setzt übrigens auch die Bereitschaft voraus, eigene bisherige Positionen aufzugeben und das fällt so manch einem auch intelligenten Menschen sehr schwer und ich meine hier ausdrücklich nicht nur religiöse Menschen.
Benutze ich das nun oder benutze ich das nicht. Wenn ich es benutze, könnte ich es bereuen, wenn ich es nicht benutze, könnte ich es auch bereuen...sagt Kierkegaard.
Voltaire sagt: Genug des Philosphierens, ich gehe ins Internet (damals ging er den Garten bestellen).
er setzt sich mit den Ursachen und Wirkungen des Lebens auseinander und verzweifelt oft daran, dass er die Wirkungen nicht ändern kann, weil die Ursachen oft zu verzweigt sind.
und was mich betrifft, ich suche wie eine trüffelschwein, das im schlamm trüffeln sucht, mit begeisterung nach widersprüchen im schlamm der philosophie. es bereitet mir ein ganz besonderes wohlgefühl, die falsifizierung nach popper immer wieder neu anzuwenden.
"so gscheit sind die ja gar nicht, und ihr laufts denen nach?...."
@ wichtel: voll philosophisch das Beispiel... (Vorsicht: Ironie!)
Die ersten Sätze von dem User über mir stimmen. Philosophen hinterfragen alles und lassen nicht locker.
Die Philosophie beginne mit dem Staunen, sagt Aristoteles, oder gar mit einem kindlichen Staunen, wie viele behaupten. Das stimmt allerdings nur, wenn man mit "Philosophie" wie die antiken Griechen "Wissenschaft" meint. Kinder sind von klein auf Forscher, aber sie sind noch keine Philosophen. Die kindliche Neugier ist eine naturwissenschaftliche. Kinder wollen wissen, wie die Welt funktioniert: Löffel fallen lassen, Geräusch, Löffel fallen lassen, Geräusch. Sie fragen, warum es dunkel wird oder wo der Wind ist, wenn er nicht weht, lange bevor sie wissen wollen, ob Gott existiert oder was Gerechtigkeit ist.
Während die Naturwissenschaft Warum-Fragen beantwortet wie "Warum fällt der Stein zu Boden?" oder "warum teilen sich die Zellen?", stellt die Philosophie die dazu passenden Was-Fragen: "Was ist die Verursachung?" oder "Was ist Leben?", Philosophen fragen nach dem Wesen der Dinge.
Die Philosophie ist eine Wissenschaft der Begriffe, also der grundelegenden Kategorien des Denkens: Raum und Zeit, Sprache, Vernunft, Bedeutung, Wahrheit, Wissen, Verursachung, Bewusstsein, Gut und Böse, Wahrnehmung, Handlung, Mensch, Gerechtigkeit. Naturwissenschaftler wollen wie Kinder wissen, warum etwas passiert. Philosophen hingegen geben in ihrer Neugier dem Alltäglichen auf den Grund.
Ein Beispiel noch:
"Denke nie gedacht zu haben, denn das denken der Gedanken ist gedankenloses denken, wenn du denkst, dann denkst du nur du denkst aber denken tust du nie."
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Sicher könnte man Deine Frage sehr umfangreich beantworten...Attribute darstellen, die einen "philosophischen User" charakterisieren.
Ich möchte mal versuchen, das kurz und bündig darzustellen.
M.E.zeichnet sich "das Denken eines philosophischen Users" dadurch aus, dass es - das Denken -nie aufhört - und zwar in der Art und Weise dass alle Auffassungen...auch die Eigenen...permanent hinterfragt werden, nicht um sie gleich wieder zu verwerfen, sondern um Erkenntniszuwachs zu erlangen, was natürlich auch die Option einschließt, eigene Positionen zu relativieren oder sie sogar aufzugeben.
Wer nicht so herangeht, der "schmort im eigenen Saft" und tritt geistig auf der Stelle.
Philosophisches Denken kennt keine "absoluten Wahrheiten", deshalb gibt es seit Menschheitsgedenken auch zwischen Philosophie und Religion ein unüberbrückbares Mißverhältnis, mal vom Mittelalter abgesehen, wo es der Religion gelang, die Philosophie als ihre "Magd" zu vereinnahmen.
Ein Beispiel wäre meine eigene weltanschauliche Entwicklung.
Als Kind in einem religiösen Elternhaus liebevoll erzogen und aktiv in der Kirchgemeinde gewirkt, habe ich mich mit den Glaubensinhalten nicht religiös auseiandergesetzt...also im Sinne eines tiefen oder auch blinden Gottvertrauens...sondern in philosophischer Art und Weise.
Ich habe die "Frechheit" besessen, dass was ich jeden Sonntag vom Pfarrer im Gottesdienst gehört und das was ich in der Bibel gelesen habe zu hinterfragen, infolge dessen sich Widersprüche auftürmten, mit denen ich nicht leben wollte und konnte.Der Verweis auf die Unergründlichkeit Gottes war für mich inakzeptabel.
Die Lösung der Widersprüche in meiner Glaubenskrise erfolgte dann durch ein intensives Befassen mit den Inhalten der Philosophie, insbesondere die Bekanntschaft mit dem dialektischen Materialismus, was folgerichtig dazu führte, dass ich nach einem längeren geistigen Auseinandersetzungsprozeß( vom 16.- zum 25.Lebensjahr) vom religiösen Glauben abfiel.
Interessant ist, dass ich die philosphische Methode des Hinterfragens sozusagen intuitiv angewendet habe, denn als ich damit begonnen habe, hatte ich von Philosophie noch keine Ahnung und es hat mich darin auch niemand unterwiesen, im Gegenteil, ich wurde ja religiös erzogen.
Philosophisches Denken setzt übrigens auch die Bereitschaft voraus, eigene bisherige Positionen aufzugeben und das fällt so manch einem auch intelligenten Menschen sehr schwer und ich meine hier ausdrücklich nicht nur religiöse Menschen.
Er liest Fragen sorgfältig, aufmerksam und vielleicht auch zwischen den Zeilen.
Stellt Vieles in Frage und versucht neue Denkansätze zu finden.
Aber in erster Linie bleibt er höflich :-))
Man lernt nie aus. Sei es aus Erfahrungen oder aus Wissen und Informationen, welches man sich besorgen kann.
Benutze ich das nun oder benutze ich das nicht. Wenn ich es benutze, könnte ich es bereuen, wenn ich es nicht benutze, könnte ich es auch bereuen...sagt Kierkegaard.
Voltaire sagt: Genug des Philosphierens, ich gehe ins Internet (damals ging er den Garten bestellen).
Hallo,
er setzt sich mit den Ursachen und Wirkungen des Lebens auseinander und verzweifelt oft daran, dass er die Wirkungen nicht ändern kann, weil die Ursachen oft zu verzweigt sind.
nun, wie wie die anderen User Denken kann ich nicht sagen...
nur wie ich denke, aber danach wurde nicht gefragt...
zerzaust. (wie die frisur von albert einstein)
und was mich betrifft, ich suche wie eine trüffelschwein, das im schlamm trüffeln sucht, mit begeisterung nach widersprüchen im schlamm der philosophie. es bereitet mir ein ganz besonderes wohlgefühl, die falsifizierung nach popper immer wieder neu anzuwenden.
"so gscheit sind die ja gar nicht, und ihr laufts denen nach?...."
copy/paste.-
@ wichtel: voll philosophisch das Beispiel... (Vorsicht: Ironie!)
Die ersten Sätze von dem User über mir stimmen. Philosophen hinterfragen alles und lassen nicht locker.
Die Philosophie beginne mit dem Staunen, sagt Aristoteles, oder gar mit einem kindlichen Staunen, wie viele behaupten. Das stimmt allerdings nur, wenn man mit "Philosophie" wie die antiken Griechen "Wissenschaft" meint. Kinder sind von klein auf Forscher, aber sie sind noch keine Philosophen. Die kindliche Neugier ist eine naturwissenschaftliche. Kinder wollen wissen, wie die Welt funktioniert: Löffel fallen lassen, Geräusch, Löffel fallen lassen, Geräusch. Sie fragen, warum es dunkel wird oder wo der Wind ist, wenn er nicht weht, lange bevor sie wissen wollen, ob Gott existiert oder was Gerechtigkeit ist.
Während die Naturwissenschaft Warum-Fragen beantwortet wie "Warum fällt der Stein zu Boden?" oder "warum teilen sich die Zellen?", stellt die Philosophie die dazu passenden Was-Fragen: "Was ist die Verursachung?" oder "Was ist Leben?", Philosophen fragen nach dem Wesen der Dinge.
Die Philosophie ist eine Wissenschaft der Begriffe, also der grundelegenden Kategorien des Denkens: Raum und Zeit, Sprache, Vernunft, Bedeutung, Wahrheit, Wissen, Verursachung, Bewusstsein, Gut und Böse, Wahrnehmung, Handlung, Mensch, Gerechtigkeit. Naturwissenschaftler wollen wie Kinder wissen, warum etwas passiert. Philosophen hingegen geben in ihrer Neugier dem Alltäglichen auf den Grund.
Ein Beispiel noch:
"Denke nie gedacht zu haben, denn das denken der Gedanken ist gedankenloses denken, wenn du denkst, dann denkst du nur du denkst aber denken tust du nie."