Dem Parmenides wird der Satz zugeschrieben:
"tó gár autò noeîn estín te kaì eînai"
("dasselbe aber sind Denken und Sein").
Wie verhält sich dies mit Wittgenstwins Äußerungen im Tractatus?
"2.1 Wir machen uns Bilder der Tatsachen. (...)
2.12 Das Bild ist ein Modell der Wirklichkeit. (...)
2.1513 Nach dieser Auffassung gejört zum Bilde auch noch die abbildende Beziehung, die es zum Bild macht."
Uund somit:
"2.141 Das Bild ist eine Tatsache."
Wie ist das nun auch mit Kants "vorgestellten 100 Gulden"?
Welches "Sein" (welche Realität) haben sie? Denn inexistent sind diese 100 Gulden ja doch nicht, so lange sie gedanklich vorgestellt werden. (Auch wenn ich mir mit diesem Geld niemals etwas werde kaufen können.)
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Eine sehr interessante Frage. Artemis hat in ihrer Antwort bereits auf Kants These, dass das Sein kein reales Prädikat sei, hingewiesen, und dadurch implizit auch auf den Zusammenhang zwischen Kant und Parmenides, der in dem so berühmten Fragment seines Lehrgedichts das Sein dem Denken gleich setzt. Denn in beiden Fällen geht es bei dem Sein um logische Wahrheit und nicht um Existenz. Es ist auch vielleicht ganz richtig, in diesem Zusammenhang Wittgensteins Frühwerk "Tractatus Logico-Philosophicus" heranzuziehen, und nicht seine späte "Philosophische Untersuchungen".
Ich möchte aber als Kontrast und Ergänzung auf einen anderen Punkt hinweisen, und zwar auf das Verhältnis zwischen Verstand und sinnliche Wahrnehmung bzw. auf die Frage nach der Erkennnis. Denn hier könnte man schon gewisse Differenzen zwischen Parmenides einerseits und Kant und dem späten Wittgenstein andererseits feststellen. Denn in Parmenides Lehrgedicht wird jeder Bezug auf sinnliche Wahrnehmung ausgeschlossen. Ein Punkt, den Plato in seinem Dialog "Teaitetos" durch die Frage nach der Möglichkeit falscher Meinung angreift. Kant sieht aber im Gegensatz zu Parmenides eine notwendige Angewiesenheit zwischen sinnliche Wahrnehmung und Verstand, wenn es um Erkenntnisse geht. Denn er stellt fest, dass das zwei ganz verschiedene Vorstellungsvermögen sind, die auch auf verschiedene Prinzipien beruhen, aber sich gegenseitig bedingen. Und in diesem Punkt stehen Wittgensteins "Philosophische Untersuchungen" Kant näher, denn dort revidiert er unter anderem seine frühere Bildtheorie, und weist Momente wie die Familienähnlichkeiten nach, die sich rein logisch nicht erfassen lassen.
Existiert das, was wir uns vorstellen?
Man in-FORMIERT sich, um sich ein Bild zu machen und sich in dieses zu setzen.
Zu den vorgestellten 100 Gulden fállt mir Till Eulenspiegel ein, der sein Brötchen in den Dampf des kochenden Essens hält, weil der Wirt ihm davon nichts geben will und als dieser noch Geld dafür verlangt, lässt Till ihn das Klappern seiner Münzen in der Hosentasche hören.
Für meinen Vermögenszustand macht der Unterschied zwar wohl etwas aus, aber hundert Gulden bleiben trotzdem hundert Gulden, egal ob ich sie mir nur vorstelle oder ob ich sie wirklich besitze. Kant verallgemeinert dieses Beispiel dann und sagt dies gelte für alle Dinge: "Wenn ich also ein Ding, durch welche oder wie viel Prädikate ich will denke, so kommt dadurch, dass ich noch hinzusetze, dieses Ding ist, nicht das mindeste zu dem Dinge hinzu." (S.628) Die Existenz oder das Sein meiner Vorstellung verändert nichts am Inhalt dieser Vorstellung. Dies ist die populär gewordene Begründung Kants gegen den ontologischen Gottesbeweis, weswegen er seitdem philosophisch wie theologisch als widerlegt gilt und ihm allenfalls noch eine historische Bedeutung zugebilligt wird. Kant verallgemeinert dieses Beispiel dann und sagt dies gelte für alle Dinge:
"Wenn ich also ein Ding, durch welche oder wie viel Prädikate ich will denke, so kommt dadurch, dass ich noch hinzusetze, dieses Ding ist, nicht das mindeste zu dem Dinge hinzu." (S.628) Die Existenz oder das Sein meiner Vorstellung verändert nichts am Inhalt dieser Vorstellung. Also kann ich umgekehrt aus dem Inhalt einer Vorstellung nicht auf deren Existenz schlieÃen oder, wie Kant sich ausdrückt, >aus dem Begriff lässt sich das Sein nicht herausklauben<.
http://www.hegel-system.de/de/gottesbeweis.htm
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Ein Bild, dass man über etwas hat ist aber nur eine Abbildung der Wirklichkeit und somit nicht die Vollkommenheit der Realität sondern nur ein Modell ein Abbild eben, aber das Wort "sein" bezieht sich doch nun wirklich nicht nur auf das jetzige, es kann eine Zukunft beschreiben und diese Zukunft muss nicht zur Realität gehören wenn sich nämlich etwas ändert wird es nicht geworden sein aber wenn man diese Zeit zurückspringt hat es an diesem punkt noch geheiÃen dass es sein wird oder?